Sund
Ein zeitgenössischer, moderner Roman, der wegen des Layouts ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Die Erzählerin (= Autorin) arbeitet an der Geschichte ihres Urgroßvaters Max Langer, der in der NS-Zeit an rassehygienischen Forschungen und Verbrechen beteiligt war. Schon vorher und zurückgezogen auf der Insel Lykke am Sund zwischen Dänemark und Schweden, wo sie erfährt, dass auch hier Sterilisationen an unerwünschten Menschen durchgeführt wurden. Bereits während der Überfahrt hat sie die "Neue" getroffen - Name wird keiner genannt. Beide erleben auf der Insel Begegnungen mit mehr als seltsamen Menschen. Dazu kommt ein eigenartiges, nicht näher beschriebenes Wesen: der "Balg". Fantastische unergründliche Welten tun sich auf. Die Erzählerin wartet auf ihre Geliebte, arbeitet, beschreibt in sprachmächtigen Bildern Umgebung, Menschen und Natur. In einem eigenen Kapitel erzählt Laura Lichtblau von den Recherchen zur Geschichte des Urgroßvaters und seiner Verstrickung in die Verbrechen der NS-Zeit und der Verantwortung, die er trägt. Die Geister der Vergangenheit sprechen noch immer. Allen Büchereien als Beispiel zeitgenössischer Literatur empfohlen.
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Sund
Laura Lichtblau
C.H.Beck (2024)
134 Seiten
fest geb.