Freiheit, Rausch und schwarze Katzen
Ab etwa 1870 fallen v.a. in Paris, Berlin und München unorthodox agierende und freiheitsliebende Künstlerinnen und Künstler - oder nur vermeintliche - auf, die die konservativen Lebensgewohnheiten und Sitten der bürgerlichen Gesellschaft negieren und ein ausschweifendes Leben führen. Nicht wenige werden - nicht unbedingt in ihrer "Sturm-und-Drang-Zeit" - berühmt, etwa Edward Munch, August Strindberg oder Frank Wedekind, oder nur berüchtigt, wie die Gräfin Reventlow, andere "blühten nur eine Nacht". - Der Schweizer Andreas Schwab hat ein kenntnisreiches Porträt dieser so lebendigen vier/fünf Jahrzehnte verfasst, das sich u.a. dadurch auszeichnet, dass es klischee- und vorurteilsfrei geschrieben ist und auch den Frauen, die viel zu lange nur als "Musen" betrachtet wurden, einen angemessenen Platz einräumt. Auch wenn das Buch einige kleine Schwächen aufweist, etwa in manchen etwas willkürlich konstruierten chronologischen Zusammenhängen, so kann es doch überzeugen, wozu auch die zahlreichen Fußnoten und eine umfangreiche Bibliografie beitragen. Dass aber Franz Marc ein Haus in Sindelfingen - statt in Sindelsdorf - zugemutet wird, dürfte einem Münchner Verlag nicht passieren...
Michael Sanetra
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Freiheit, Rausch und schwarze Katzen
Andreas Schwab
C.H.Beck (2024)
296 Seiten : Illustrationen
fest geb.