Die schönste Wunde
Beim Spielen und Toben auf dem Schulhof fällt ein Junge von der Tischtennisplatte. Das blutende Knie interessiert alle, die ganze Schule steht um den Ich-Erzähler herum. Später im Kunstunterricht gehen die roten Stifte aus, im Matheunterricht werden
alle Wunden gezählt und zum Essen wird der Junge getragen. Im Mittelpunkt zu stehen und umsorgt zu werden, findet er trotz der Schmerzen irgendwie faszinierend. Als nach ein paar Tagen unter dem großen Pflaster nur noch eine Kruste zu sehen ist, die beim Schwimmunterricht plötzlich abfällt und versinkt, empfindet er tatsächlich Trauer. Doch die rosa Narbe bleibt wohl für immer, meint sein Lehrer zum Trost, und der Junge schluchzt erleichtert: Toll. – Die mehrfach ausgezeichnete schwedische Kinderbuchautorin Emma Adbåge erzählt ein typisches kleines Alltagsdrama aus der Sicht eines Kindes und schafft es, dessen Gefühlswelt mit feinem Strich, kurzen Texten und unproportional wirkenden Szenen abzubilden. Durch die Überzeichnung der Wunde als etwas Positives und den kindlichen Umgang mit dem neuen Sonderstatus übt das Bilderbuch auf Kinder – und auch auf Erwachsene – wie die Wunde im Buch eine eigentümliche Faszination aus. Empfehlenswert.
Bettina Palm
rezensiert für den Borromäusverein.

Die schönste Wunde
Emma Adbåge ; aus dem Schwedischen von Friederike Buchinger
Beltz & Gelberg (2024)
[32] Seiten : farbig
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 4