Alles andere als normal
Lukas ist zwölf und bezeichnet sich selbst als stinknormal: Er ist Star-Wars-Fan, verbringt seine Freizeit am liebsten vorm Computer, interessiert sich nicht sonderlich für Schule und ist genervt von seinen Eltern, v.a. von der fürsorglichen Mutter. Sein stinklangweiliges Leben wird eines Tages durch das plötzliche Erscheinen der geheimnisvollen gleichaltrigen Jule gehörig durcheinandergebracht. Sie denkt sich absurde Geschichten aus, macht Klingelstreiche, beschattet wildfremde Personen und nervt wegen ihrer Andersartigkeit zunächst den introvertierten geschwisterlosen Lukas. Als die beiden per Zufall Fahrraddieben auf die Spur kommen, verändert sich allerdings Jules Verhalten schlagartig und sie verschließt sich. Nachdem die Handlung bisher aus Lukas' Perspektive erzählt wurde, kommt Jule auf farblich abgehobenen Seiten nun selbst häufiger zu Wort und dem Leser erschließt sich nach dem unterhaltsamen und unbeschwerten Anfang allmählich eine andere Welt: Jule lebt in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer alleinerziehenden Mutter, die vor lauter Arbeit und Geldsorgen kaum Zeit für sie und ihren älteren Bruder hat und nicht einmal mitbekommt, dass Jule ständig die Schule schwänzt. Lukas' langweiliges Leben erscheint nun in einem anderen Licht: er hat ein eigenes Zimmer in einem schönen Zuhause, seine Mutter kümmert sich um ihn, er kann also eine unbeschwerte Kindheit verbringen. - Nach einem gelungenen und originellen Einstieg verläuft am Ende die Geschichte zu einfach und geradlinig und sie geht natürlich für alle gut aus. Einem jungen Leser wird sie aber trotzdem gefallen, da sich gerade Jungen ab 11 Jahren mit Lukas gut identifizieren können. Angenehm ist auch, dass die Mädchen-Jungen-Freundschaft ohne mittlerweile beinahe schon obligatorische Liebesbeziehung verlaufen darf. Sehr zu empfehlen.
Markus Hofmann
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Alles andere als normal
Jörg Isermeyer
Beltz & Gelberg (2014)
213 S.
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 12