Arme Superkinder
Mit dem 20. Jahrhundert endete auch das "Jahrhundert des Kindes", das Ellen Key 1902 heraufbeschworen hat. Schaut man jedoch in die Medien und in die Politik, so scheint es, als habe das Jahrhundert des Kindes gerade erst begonnen, das macht Autorin und Familienberaterin Felicitas Römer in ihrem Buch deutlich. Allerdings liegt der Grund für das neu erwachte Interesse nicht darin, dass man Kindheit an sich als schützenswert erachtet, wie es vor 100 Jahren der Fall war. Vielmehr sind die Kinder schützenswert, da sie als bedeutsamer Erfolgsfaktor, als "Humankapital" für unsere Gesellschaft von morgen erkannt wurden. Die "Superkinder" sind es, die die Renten erwirtschaften müssen, die dafür sorgen müssen, dass unser Gesellschaftsideal und unsere Kultur gesichert werden. Das ist im Grunde nichts Neues, neu ist, dass daraus Druck auf Eltern und Kinder ausgeübt wird, der nicht selten dazu führt, dass die Lebensfreude verloren geht und aus einem fröhlichen Kind ein "therapiertes Kind" wird. Die Autorin stellt ihre Klage nicht einfach so in den Raum, sie liefert Indizien und Beweise dafür, dass Kinder heute nicht als Kinder, sondern als Hoffnungsträger gesehen werden. Ein eindrucksvolles, gut lesbares Buch. Sehr empfehlenswert.
Birgit Ebbert
rezensiert für den Borromäusverein.
Arme Superkinder
Felicitas Römer
Beltz (2011)
230 S. : Ill.
kt.