Die Flakhelfer
Etliche führende Politiker, Künstler, Wissenschaftler und Schriftsteller, die als Jugendliche in den letzten Kriegsjahren in die Partei, SA oder SS aufgenommen wurden, verschwiegen oder verdrängten das und behaupteten schließlich, wenn ihre Mitgliederkarte ans Licht kam, ohne ihr Wissen und ohne eine Unterschrift als Mitglieder geführt worden zu sein. Der Autor legt überzeugend dar: Die Partei bestand konsequent auf einem eigenhändig unterschriebenen Aufnahmeantrag. Es handelt sich bei den erwähnten Persönlichkeiten jedoch um keine Täter, sondern um Jugendliche, die vor Kriegsende keine Verantwortung mehr übernehmen konnten oder mussten. Interessant ist zu lesen, wie unterschiedlich die Amerikaner und Russen die sogenannte Entnazifizierung handhabten und wie Enthüllungen über eine NS-Belastung von den Geheimdiensten gezielt zur Behinderung von Karrieren eingesetzt wurden. Besonders aufschlussreich ist, wie die Bundesrepublik die Herausgabe der Akten des Document Center mit Millionen von Mitgliedskarten von den Amerikanern nur scheinbar forderte, in Wirklichkeit aber verzögerte. An den Beispielen von Erich Loest, Günter Grass und Martin Walser zeigt der Verfasser auf: Die wichtigsten Aussagen zum Thema finden sich in deren Werken mit ihren Andeutungen und Distanzierungsversuchen. - Malte Herwig will in seinem engagiert geschriebenen Buch die späteren Verdienste der behandelten Persönlichkeiten nicht schmälern. Er betont, dass eine Mitgliedschaft allein keine Aussagekraft hat über die Verstrickung in ein verbrecherisches System.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Flakhelfer
Malte Herwig
Dt. Verl.-Anst. (2013)
318 S.
fest geb.