Die Päpste
Dieser Sammelband, an dem vor allem Spiegel-Journalisten mitgearbeitet haben, enthält schon erste Einschätzungen zum Rücktritt von Papst Benedikt XVI. und zum Start von Papst Franziskus. Insgesamt sind die vielen Beiträge, die bei Petrus beginnen
und über Antike, Mittelalter, Barock, Neuzeit bis zur Gegenwart reichen, zwar nicht aus kirchlicher Perspektive geschrieben, aber in der Regel sachlich im Ton und wissenschaftlich im Anspruch. So werden z. B. die neueren Forschungen zu Canossa schon dargestellt und Rolf Hochhuths Polemik gegen Pius XII. (im Theaterstück "Der Stellvertreter", 1961) zwar erwähnt, aber nicht übernommen. Nicht alle Päpste erhalten einen Artikel, nur diejenigen, die eine gewisse Bedeutung über ihre Zeit hinaus hatten. Dabei zeigt sich, dass herausragende und schreckliche Päpste aufgetreten sind. So ist das Buch zugleich eine Skandal- und eine Erfolgsgeschichte des Papsttums geworden. Auf die drei Artikel, die nicht von Spiegel-Journalisten stammen, sei eigens hingewiesen. In einem Spiegel-Interview entwirft Kardinal Brandmüller, Historiker im Vatikan, ein eher apologetisches Bild der Papstgeschichte. Der bekannte evangelische Theologe Friedrich-Wilhelm Graf beschreibt und kritisiert den päpstlichen Anspruch auf Unfehlbarkeit, der Schriftsteller Martin Mosebach schließlich würdigt die historische und religiöse Kraft des Papsttums. Insgesamt ist ein Band entstanden, der sich spannend liest, rüde Polemik meidet, nicht immer dem Papstbild der Kirche entspricht, das aus religiöser Verehrung kommt. Für kirchenhistorisch interessierte, kritikfähige Leser ein lesenswertes Buch.
Werner Trutwin
rezensiert für den Borromäusverein.

Die Päpste
Norbert F. Pötzl ... (Hg.). Kian Badrnejad ...
Dt. Verl.-Anst. (2013)
334 S. : Ill., Kt.
fest geb.