Alle drei Tage

Die Autorinnen beschreiben einen erschütternden Aspekt von Gewaltverbrechen, der insbesondere in Deutschland noch immer nicht mit der gebührenden Aufmerksamkeit beachtet wird, den Femizid. Obwohl (2019) hier an jedem dritten Tag eine Frau von ihrem Alle drei Tage (Ex)Partner getötet und täglich eine Frau von ihrem (Ex-)Partner angegriffen wurde, um sie zu töten. Bereits 1976 wurde in Brüssel auf dem Internationalen Tribunal zu Gewalt gegen Frauen der Begriff geprägt, weil es sich bei den Taten um geschlechtsspezifische Morde handelt, die i.d.R. geschehen, weil weltweit Frauen noch immer als "Besitz" oder minderwertig gelten. Interviews mit überlebenden Opfern und Berichte über Getötete beleuchten die unterschiedlichen Facetten, warum Frauen ermordet werden; z.T. bereits innerhalb der ersten Wochen, z.T. nach vielen Jahren einer Beziehung; nach vorherigem Eingreifen von Polizei u./o. Rechtsprechung oder spontan, weil sich die Frau nicht so verhielt, wie der Mann es erwartete. Ein ganzes Kapitel widmet sich Risikofaktoren und Mustern, die typisch sind, anhand eines mehrstufigen Modells lässt sich die tödliche Zuspitzung bereits im Vorfeld erkennen. Während z.B. Spanien seit Jahren eine Vorreiterrolle in Prävention und Gesetzgebung einnimmt, tut sich Deutschland noch immer schwer mit der Umsetzung entsprechender Konzepte. Frauenmord kann jede treffen - Fazit eines erschreckenden gesellschaftlichen Phänomens. Ein wichtiges Buch mit zusätzlichen Literaturangaben, ab mittleren Beständen empfohlen.

Elisabeth Bachthaler

Elisabeth Bachthaler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Alle drei Tage

Alle drei Tage

Laura Backes und Margherita Bettoni
Deutsche Verlags-Anstalt (2021)

204 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 978691
ISBN 978-3-421-04874-5
9783421048745
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So
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