Im Labyrinth der Nacht

Eine Juninacht im Jahr 1995: Die 49-jährige Kunsthändlerin Paula Hook liegt neben ihrem Mann, dem Biologen und Verleger Mike und kann nicht schlafen. Die Eheleute hatten sich versprochen, ihre Kindern Kate und Nick in ein Geheimnis einzuweihen, sobald Im Labyrinth der Nacht diese sechzehn Jahre alt sein würden. Morgen, am "Tag des Jüngsten Gerichts" soll den Zwillingen offenbart werden, dass sie das Ergebnis einer künstlichen Befruchtung sind. Mike ist nicht ihr biologischer Vater. Paulas Gedanken kreisen sorgenvoll um die mögliche Reaktion ihrer Kinder. Nichts wird mehr so sein, wie es vorher war, fürchtet sie. In ihre Überlegungen schließt sie ihre und Mikes Kindheit und Jugend und auch die Geschichte ihrer Eltern und Schwiegereltern mit ein. Auch sie leben seit sechzehn Jahren mit einer Lüge. Paula fühlt sich einerseits schuldig, andererseits betont sie immer wieder, wie glücklich sie mit Mike seit jeher ist und dass die Zwillinge trotz allem aus einer glücklichen Ehe hervorgegangen sind. - Der Roman hat die Form eines inneren Monologs und stellt die eine durchwachte Nacht andauernde Verteidigungsrede einer besorgten Mutter dar. Trotz der fehlenden Handlung ist das Buch spannend bis zum Schluss, weil einerseits das Geheimnis dem Leser erst recht spät in seiner ganzen Tragweite offengelegt wird und weil andererseits die Gedanken und Erinnerungen der Mutter elementare Fragen des Lebens und des Menschseins aufwerfen. Der Autor hat die weibliche Erzählperspektive überzeugend eingenommen. Sehr gern empfohlen. (Übers.: Barbara Rojahn-Deyk)

Birgit Fromme

Birgit Fromme

rezensiert für den Borromäusverein.

Im Labyrinth der Nacht

Im Labyrinth der Nacht

Graham Swift
Dt. Taschenbuch-Verl. (2011)

dtv ; 24826 : dtv-premium
317 S.
kt.

MedienNr.: 334631
ISBN 978-3-423-24826-6
9783423248266
ca. 14,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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