Putins Olygarch
Der Hauptautor des Buches, Thomas Kistner, gilt als Investigativ-Journalist zu den Schattenseiten des Profisports. Seine Bücher "Der olympische Sumpf" (2000) und "Fifa-Mafia" (2012) haben Korruption, Doping oder Kungeleien mit Autokraten als Charakteristika
internationaler Sportverbände angeprangert. Zusammen mit einem Kollegen bei der Süddeutschen Zeitung, Johannes Aumüller, verlängert Kistner seine Werkreihe um die Biografie des amtierenden IOC-Präsidenten Thomas Bach. Der Buchtitel spielt auf dessen Nähe zum russischen Präsidenten an, besonders Bachs prorussische Haltung bei der Aufdeckung eines staatlich orchestrierten Massendopings ebenda im Jahr 2016. Der Leser erhält eine beeindruckende Menge an Details und Hintergründen, was allein das Namensregister über acht Seiten belegt. Der Stil ist journalhaft, wechselt immer wieder zwischen eindringlich und flapsig, wirkt mal ironisch, dann wieder protokollierend. Alles penibel recherchiert, keine Frage. Aber letztlich nur leidlich unterhaltsam, weil einem die arg gescholtene Hauptfigur auch nach über 200 Seiten fremd bleibt. Kein Bonmot, keine Anekdote, keine Raffinesse wird überliefert, nur die immergleiche Verschlagenheit eines Mephisto, macht- und geldgierig obendrein. – Ein Buch für jene, die schon immer wussten, dass der blitzsaubere Sport unter die Räuber gefallen ist.
Werner Wagner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Putins Olygarch
Johannes Aumüller, Thomas Kistner
dtv (2024)
314 Seiten
kt.