Das Verschwinden der Erde
Die Schwestern Aljona und Sofija werden an einem warmen Sommertag mitten in Petropawlowsk, der einzigen Stadt auf der russischen Halbinsel Kamtschatka, entführt. Aber nicht der Kriminalfall als solcher steht im Mittelpunkt des beeindruckenden Romandebüts der US-amerikanischen Autorin, sondern ist eigentlich nur der Ausgangspunkt, um den Lesern von der wilden Landschaft der Vulkanhalbinsel und den Menschen dort zu erzählen. Angst, Verunsicherung und Misstrauen greifen um sich, als das Verbrechen bekannt wird. Gegliedert nach Monaten, erzählt Phillips, wie das ungeklärte Verschwinden der beiden Mädchen das Leben der Menschen verändert. Die Episoden handeln von starken Frauen in einer von Männern geprägten Gesellschaft. Eine Zeit lang bleibt man im Ungewissen darüber, was die einzelnen Schicksale miteinander verbindet, erkennt aber dann allmählich das feine Beziehungsgespinst. - Der Roman, ist sicher kein "literarischer Thriller", wie er vom Verlag beworben wird, sondern mehr eine literarische Reise in eine faszinierende, vergessene Gegend am Ende der Welt voller Empathie für die Frauen, die dort leben. Für literarisch interessierte Leser gern empfohlen.
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Verschwinden der Erde
Julia Phillips ; aus dem amerikanischen Englisch von Pociao und [einem weiteren]
dtv (2021)
374 Seiten
fest geb.