Ich, Antoine

Der geistig zurückgebliebene Antoine wächst in den 80er Jahren mutterlos in einem kleinen korsischen Dorf auf. Sein Vater ist ein brutaler Alkoholiker und auch seine beiden Geschwister empfinden ihn als schwere Bürde. Bereits von den Kindern in Ich, Antoine der Schule wird er gedemütigt, ausgenutzt und zusammengeschlagen. Nur wenige zeigen ihm ihre Zuneigung. In seiner Kindheit kümmerte sich Madame Madeline bis zu ihrem Tod um ihn. Als Erwachsene ist Florence, die Dorfschönheit, freundlich zu ihm. Die junge Frau ist lebenshungrig, geht gerne in die Disco, hat heimlich einen verheirateten Geliebten und wird von einem anderen jungen Mann krankhaft verehrt. Als Antoine sie tot im Wald findet, gibt es für alle nur einen möglichen Täter. Fünfzehn Jahre Knast wegen Mordes überlebt er nur, weil ihn ein anderer Insasse unter seinen Schutz nimmt. Von allen im Dorf verachtet, kehrt er zurück, spricht mit den Bäumen und erzählt einem kaputten Stuhl, was damals wirklich geschah … - In Ich-Form und einer trivialen, derben Sprache, die für manche Leser/-innen etwas gewöhnungsbedürftig sein dürfte, erzählt Antoine seine trostlose Lebensgeschichte. Doch sie passt zum erbarmungslosen Verhalten der Dorfgemeinschaft ihm gegenüber, welches er wie selbstverständlich hinnimmt. Wer sich auf den einfältigen Erzähler einlassen kann, den erwartet ein fesselndes, intensives Leseerlebnis. - Für Leser/-innen, die das Besondere lieben.

Nicole Lorrig

Nicole Lorrig

rezensiert für den Borromäusverein.

Ich, Antoine

Ich, Antoine

Julie Estève ; aus dem Französischen von Christian Kolb
dtv (2021)

157 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 604041
ISBN 978-3-423-28271-0
9783423282710
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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