Der Preis der Freiheit
Das leidenschaftliche Plädoyer von Hamed Abdel-Samad für den Kern des "Ausgangs aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit", die Freiheit des Individuums, ist Fanal und Weckruf zugleich. Das Recht jedes Menschen auf freie Selbstbestimmung steht für
den Autor mitten im Sturm. Staatliche Stellen, Islamisten, politische Extreme aller Colour, Identitäre, Moralisten, Sprachpuristen; das sind nur einige der Eiferer, die die Liberalität für ihre Zwecke zurechtstutzen wollten. Widerstand im Alltag jedes Einzelnen täte not. Der Leser spürt auf jeder Seite die Liebe zu den und gleichzeitig die Sorge um die individuellen Freiheiten. Als scharfer Kritiker des Islam und überzeugter Atheist, der seit Jahren unter Polizeischutz in Berlin lebt, ist Abdel-Samad feinfühlig geworden, wenn es um die bürgerlichen Freiheiten geht. Warum, das belegt seine eigene Lebensgeschichte auf traurige Art. Der Autor beklagt immer wieder die Unterwerfungsbereitschaft der Bürger des Westens. Satt und träge geworden, konsumierten sie die Freiheit statt sie immer wieder nachzuschärfen. Dabei sei das intellektuelle Arsenal zur Gegenwehr gut gefüllt. – Das Buch liest sich wie eine Tour d'Horizon unseres kulturellen Erbes, auch wenn nicht jede Episode ins Schwarze trifft. Aufrüttelnd, Mut machend, beschämend manchmal, wenn sich der Leser bei seiner Feigheit ertappt fühlt. Ein Gewinn für jeden Bestand.
Werner Wagner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Preis der Freiheit
Hamed Abdel-Samad
dtv (2024)
284 Seiten
fest geb.