Was es braucht in der Nacht
Laurent Petitmangin erzählt in seinem Debüt nüchtern und radikal die Geschichte einer gebeutelten Familie. Fus und Gillou bleiben mit dem Vater allein zurück, nachdem die Mutter an Krebs verstorben ist. Der Vater tut, was er kann, begleitet den Älteren, Fus, zu Fußballspielen und fördert den Jüngeren auf seinem Bildungsweg. Fus übernimmt früh Verantwortung und trägt mehr als der Bruder die Last der gestohlenen Kindheit. Er ist es, der sich zu verändern beginnt, andere Freunde mit nach Hause bringt und sich schließlich radikalisiert und dem Front National anhängt. Dies ist für den sozialistisch aktiven Vater ein doppelter Verrat an seiner Erziehung und er sieht sich der Entwicklung machtlos gegenüber. Nur einmal hat er seine Aggression verbal nicht im Griff, will er doch den Draht zu Fus nicht verlieren. Das faschistische Treiben eskaliert und lässt das Leben von Vater und Sohn entgleisen. Die Verbindung wird auf eine harte Probe gestellt, die das Verhältnis letztlich klärt, das Schicksal aber nicht mehr aufhalten kann. Unsentimental wird eine Entwicklung gezeigt, die gesellschaftlich um sich greift und in ein familiäres Schicksal eingebunden, das für viele Heraus- und Überforderungen im Leben stehen mag. Der Leser bleibt sprachlos zurück. Fast wie ein Bericht mutet diese Novelle an, wobei einige sprachlichen Wendungen unpassend anmuten, was einer punktuell nicht immer sensiblen Übersetzung geschuldet sein kann. In jedem Fall lesenswert.
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Was es braucht in der Nacht
Laurent Petitmangin ; aus dem Französischen von Holger Fock und [einer weiteren]
dtv (2022)
156 Seiten
fest geb.