Diese ganzen belanglosen Wunder
Der 12-jährige Zeno lebt mit seiner Mutter Leda am Ende einer Stadt auf dem Gelände einer alten Saline in den Salzmarschen. Tropische Hitzewellen, Überschwemmungen und das Artensterben deuten auf eine bevorstehende Apokalypse hin. Mutter und Sohn bieten Führungen durch eine, trotz des bevorstehenden Untergangs, faszinierende Landschaft an. Eines Tages ist Leda verschwunden. Vier Erwachsene gesellen sich zu dem Jungen, der angesichts des Verlustes aller Sicherheiten eine bewundernswerte Ruhe ausstrahlt. - Leona Stahlmann hat 2022 einen Ausschnitt ihres dystopischen Romans bei den „Tagen der deutschsprachigen Literatur“ in Klagenfurt gelesen. In schmerzlich poetischer Sprache beschreibt sie den nahenden Weltuntergang. Was hat noch eine Bedeutung, wenn es keine Zukunft geben wird? Die Gemeinschaft um Zeno verweigert sich dem „Wir“ und behauptet, nur noch um ein „Ich“ zu kreisen. Dennoch sorgen sich alle Erwachsenen um das Kind, das in seiner Unschuld einer Erlöserfigur gleicht. Da der Roman in seiner poetischen Dichte nicht einfach zu lesen ist, eignet er sich besonders für Literaturgesprächskreise. Ein Vergleich mit Enzensbergers „Auf See“ (BP/mp 22/1000) bietet sich an.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Diese ganzen belanglosen Wunder
Leona Stahlmann
dtv (2022)
398 Seiten
fest geb.