Zusammen allein
Die 16-jährige Agnes Tausch kann nicht begreifen, warum ihre Eltern Rumänien verlassen haben und ihr Glück nun in Deutschland suchen. Sie liebt ihre Heimat, ist Mitglied im "Verband der werktätigen Jugend" und sammelt nach dem Schulunterricht und in den Ferien mit Begeisterung Altglas, Altpapier und Wolle und erntet Kartoffeln. Doch schon bald erfährt sie Willkür und Verrat. Ihre Großmutter Hertha, genannt Puscha, die Agnes aufnimmt, hat sich hingegen mit dem System arrangiert. Mit List umgeht sie die Fallen der Securitate, des rumänischen Geheimdienstes. Doch eines Tages stehen Beamte vor der Tür. Der Student Petre, einer von Puschas Untermietern, hat verbotene Flugblätter gegen Präsident Ceausescu gedruckt und wird wegen Aufwiegelung inhaftiert. Agnes, die für Petre schwärmt, ist wie betäubt. Es ist wieder Puscha, die handelt, um Petre zu retten. Mittlerweile ist es Spätherbst 1989. Im ganzen Land beginnt es spürbar zu rumoren, der Staatsapparat bröckelt. - Dieser Roman wird aus der Perspektive einer Jugendlichen erzählt, die besonders am Anfang noch sehr kindlich und naiv wirkt. Ihr Lehrer vergleicht sie mit einem Vogeljungen, das aus dem Nest gestoßen wird und plötzlich erwachsen werden muss. Die Autorin zeigt, wie einfache Menschen um Lebensmittel und kleine Freiheiten kämpften und wie der Alltag von Ceausescus Helfern und Helfershelfern bis ins Detail durchdrungen wurde. - Eine geschichtliche Lehrstunde, glaubwürdig und spannend erzählt, auch für Erwachsene sehr empfohlen.
Birgit Fromme
rezensiert für den Borromäusverein.
Zusammen allein
Karin Bruder
Dt. Taschenbuch-Verl. (2011)
dtv ; 62450 : Reihe Hanser
270 S.
kt.