Teflonherz und Liebesgier
Höher, schneller, besser - diese Redensart, die zu einem Credo der gesamten Moderne geworden zu sein scheint, hat längst auch das Privatleben und damit die Sphäre der Paar- und Liebesbeziehung erreicht. Die Anforderungen an den Partner wie an sich selbst steigen in diesen Zeiten, in denen Erfolg der Wert Nr. 1 ist, ins Unermessliche. Egoistisch überhöhte Erwartungen werden zu Beziehungskillern. Wo alles möglich zu sein scheint, fällt es oft schwer, sich auf etwas festzulegen. Dies präsentiert der Autor, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, in seinem Ratgeber, illustriert und verdeutlicht anhand zahlreicher Fallbeispiele aus seiner Praxis. Und er gibt auch Tipps, wie man diesen Fallen entgehen kann, in denen jede Form von Liebe nur zu schnell zu versiegen droht. In seinem Buch plädiert er ganz klar dafür, sich für einen Weg, eine Bindung zu entscheiden, das Hier und Jetzt im Paarleben bewusst und dankbar anzunehmen. Und formuliert damit sein Credo für eine Liebe ohne Hinterausgänge. - Ein wichtiges, ein gutes Buch, das informiert, ohne zu sehr zu belehren, und das Wege vorzeigt, ohne zu moralisieren. Der Erkenntniswert des Buches ist so groß, dass er die süffisant-kritischen Äußerungen zum Thema christliche Moral schnell vergessen macht. Gelesen haben darf es jeder - auch der, der sich in seiner Liebe und Partnerschaft sicher und geborgen fühlt. Für alle Bestände sehr zu empfehlen.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Teflonherz und Liebesgier
Wolfgang Paetzold
Diederichs (2012)
269 S.
fest geb.