Ein toter Lehrer
Als der Schulleiter gerade eine Schulversammlung abhält, eröffnet der Lehrer Samuel Szajkowski das Feuer und erschießt drei Schüler, eine Lehrerin und anschließend sich selbst. Die junge Ermittlerin Lucia May soll auf Vorgaben von oben den Fall
möglichst rasch abschließen. So scheint doch klar, dass der Lehrer ein Psychopath war und deshalb die Tat beging. Doch von der ersten Befragung an erfährt Lucia grausame Details darüber, wie es dem Lehrer an dieser Eliteschule erging. Von Anfang an hilflos, musste Szajkowski seelische Unterdrückung und sogar körperliche Gewalt durch die Schüler erleiden. Die Schulleitung jedoch tat alle Hilferufe des Lehrers ab und überließ ihn seinem Schicksal. Das Resultat dieser Höllenqualen ist schließlich der Amoklauf. Lucia, die sich vor diesen Tatsachen nicht verschließt, muss bald merken, dass auch sie schnell an ihre Grenzen stößt. - Simon Lelic wechselt immer kapitelweise ab: Einmal erlebt man als Leser Lucias Ermittlungen aus ihrer Sicht, dann werden Zeugenaussagen, die Lucia aufnimmt, unkommentiert angefügt. So kann man als heimlicher Beobachter miterleben, wie die meist emotionslosen Aussagen eine schreckliche Wahrheit ans Licht bringen. Übrig bleibt als Leser das eigene Mitgefühl für den Täter und der Wunsch, dass man es im Umfeld des Täters selbst nie hätte soweit kommen lassen. Ein Roman, der in Erinnerung bleibt! (Übers.: Stefanie Jacobs)
Anna Heinzle
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ein toter Lehrer
Simon Lelic
Droemer (2011)
348 S.
fest geb.