Lauthals leben

Die Autorin, - zuletzt alleinerziehende - Mutter einer mehrfach behinderten 14-jährigen Tochter und eines nicht behinderten Sohnes, passt in keine "Schublade". Sie meidet Selbsthilfegruppen, gibt unumwunden zu, wenn sie sich überfordert fühlt, und Lauthals leben thematisiert die Unzulänglichkeiten einer Gesellschaft, die sehr viel von Inklusion spricht, aber wenig davon versteht, weil das Besondere immer noch nicht normal ist. Die Autorin erzählt auf 200 Seiten aus ihrem Leben mit Tochter Lotte, die im Rollstuhl sitzt, kaum mit ihr kommuniziert, epileptische Anfälle hat und vor allen Dingen immer wieder nicht erklärbare Schreianfälle durchleben muss. "Ich wünsche mir für dich und für viele andere Menschen mit Behinderung eine Lebensform, die selbstverständlich ist und auf Augenhöhe miteinander geschieht", schreibt sie in einem fiktiven Brief an ihre Tochter. Lotte lebt in ihrer eigenen Welt und ist dort glücklich oder traurig wie andere Menschen auch. Ohne Kommunikation sind allerdings nur Spekulationen im Blick auf ihr subjektives Empfinden möglich. Erst spät, im Jugendalter zeigt sich, dass Lotte auch lesen und schreiben kann, allerdings nur in der Schule. - Der Erzählstil des Buches ist lebendig, abwechslungsreich und emotional anrührend. Zugleich wirken alle Erfahrungen authentisch. Die Mutter bleibt weiterhin auf der Suche nach dem gemeinsamen Leben mit ihrer Tochter - Ende offen. - Allen Beständen breit zu empfehlen.

Lioba Speer

Lioba Speer

rezensiert für den Borromäusverein.

Lauthals leben

Lauthals leben

Julia Latscha
Droemer (2017)

201, [8] S. : Ill. (überw. farb.)
fest geb.

MedienNr.: 589397
ISBN 978-3-426-21413-8
9783426214138
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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