Vererbte Familienwunden
Die Therapeutin geht der Frage nach, wie Traumata der Ahnen in uns weiterwirken und sogar unsere Gene beeinflussen. Zuerst betrachtet sie (vor-)geburtliche Zusammenhänge, beschreibt, wie prägend für spätere Entscheidungsfähigkeit vor allem die
frühe Kindheit ist. Traumata der Elterngenerationen durch familiäre Gewalt, auch psychische, Missbrauch, Erfahrungen durch Krieg prägen, vor allem, wenn sie als Geheimnisse der Familie tabu bleiben. Anhand von Beispielen aus ihrer Praxis und Behandlung kriegstraumatisierter Menschen (Ukraine) belegt sie nicht nur die Einflussnahme auf Nerven und körperliche Gesundheit. Sie benennt Studien, die zeigen, dass als extrem empfundene Situationen von Stress ihre Spuren in den Genen der Nachkommen verankern. Die Epigenetik begründet dies als eine der (Stress-)Situation entsprechend schnelle Anpassung an die Umwelt zur Sicherung des Überlebens. – Sehr beeindruckend, jedes Kapitel mit Fragen zur Selbsterforschung.
Karola Bartel
rezensiert für den Borromäusverein.

Vererbte Familienwunden
Noémi Orvos-Tóth ; aus dem Englischen von Horst Kappen
Knaur Balance (2024)
255 Seiten
fest geb.