Hinter den Spiegeln so kalt
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Witwe Finja, die nach dem schmerzlichen Verlust ihres geliebten Mannes versucht, wieder ins Leben zurückzufinden. Gerade bahnt sich nach schweren Jahren eine neue Liebe an. Doch dann verschwindet ihre Tochter. In ihrer Verzweiflung wendet sich die junge Mutter an eine Hexe, die Finjas verschüttete magischen Fähigkeiten erkennt und ihr hilft, ihr eigenes Trauma zu erkennen, um so in das kalte „Land hinter den Spiegeln“ zu gelangen. Inspiriert vom Märchen und der Verfilmung „Die Eiskönigin“ erschafft die Autorin die Eiswelt von Finjas unbekannter Schwester Amelie, die Hannah und andere verletzte Kinder aus der realen Welt „gerettet“ hat. In drei Zeitebenen wird die Geschichte aufgefächert, um das Verschwinden der Tochter und den Schmerz der Mutter zu verstehen. Denn Rettung war nötig, da Hannah von Finjas neuem Freund Max missbraucht wurde und ihre Mutter die Zeichen der Tat nicht sehen konnte. - Hier verwebt sich eine reale Geschichte mit fantastischen Welten, um auf ein wichtiges Thema hinzuweisen, da Missbrauch zumeist im familiären Umfeld stattfindet. Im Nachwort erklärt die Autorin ihre Intention zum Thema Missbrauch und die Schuldgefühle der Mütter, die Hinweise dieser furchtbaren Tat an ihren Kindern nicht wahrgenommen haben. Ein interessanter Versuch, mit einer fantastischen Geschichte sich eines schweren realen Themas zu nähern, wobei einige Personen mehr Zeit und Differenzierung verdient hätten. Auch lässt der erste Blick auf das Cover eher eine reine Fantasy-Erzählung vermuten. Die Lesenden sollten aber vorher wissen, auf welche Art von Geschichte sie sich einlassen, da ein belastendes Thema angesprochen wird.
Karin Steinfeld-Bartelt
rezensiert für den Borromäusverein.
Hinter den Spiegeln so kalt
Liza Grimm
Knaur (2022)
345 Seiten
kt.