Das Heiligenspiel

Die Intrige einer Tochter aus dem angesehenen Haus der Gossembrot bringt Anna Laminit, ihrer unfreiwilligen Helferin, die Vertreibung aus der Stadt ein. Durch Zufall findet diese Unterschlupf bei einer allein im Wald lebenden Heilkundigen. Diese setzt Das Heiligenspiel sich für sie ein, sodass sie als Seelschwester in die geliebte Heimatstadt zurückkehren darf. Anna übt ihre Aufgabe gewissenhaft aus. Ein Magenleiden lässt sie längere Zeit jede Speise meiden. Naive Gemüter stricken daraus, sie lebe nur von der Kommunion. Ihrem Beichtvater kommt das sehr zupass; er rät Anna nach der Gesundung, den Anschein nicht zu zerstören. Der Ruf als heilkundige Heilige erlaubt Anna ein gutes Leben, sogar ihre verwitwete Mutter kann sie unterstützen. Die gespendeten Gulden will Anna bei Anton Welser gegen Zinsen anlegen. Der ältere Handelsherr verliebt sich maßlos in sie. Über Jahre dauert das Verhältnis. Mit weiblicher List und mit Hilfe des auf Rache an Anna sinnenden Beichtvaters schafft es die düpierte Ehefrau Welsers, die Hungerheilige aus der Stadt verbannen zu lassen. In Kaufbeuren lernt Anna einen verwitweten Schweizer Armbrustmacher kennen und zieht zu ihm nach Freiburg im Üchtland. Nach persönlichem Unglück wird ihr dort der Prozess als Hexe gemacht. - Anna Laminit ist eine historische Person. Die Autorin verquickt geschickt die große Politik, die aufstrebenden Handelshäuser und die Wundergläubigkeit des ausgehenden Mittelalters mit deren Lebenszeugnissen zu einem farbenprächtigen Gemälde. Als Unterton klingt die aufkommende Rationalität der Renaissance durch. Überall einzusetzen.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Heiligenspiel

Das Heiligenspiel

Ursula Niehaus
Knaur-Taschenbuch-Verl. (2011)

Knaur ; 63617
569 S.
kt.

MedienNr.: 357353
ISBN 978-3-426-63617-6
9783426636176
ca. 9,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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