Tiefenangst
Ein Serienmörder schlägt in Hamburg zu. Seine erdrosselten Opfer wirft er in die Elbe. Bei einem Hochwasser wird eine weitere - allerdings stark verstümmelte - Leiche angespült. Ein Nachahmungstäter? Als dann noch kurz vor einem Umweltsymposium
der Umweltsenator zu Tode kommt und Fabels Fingerspuren auf der Tatwaffe zu finden sind, richten sich die Ermittlungen auf die daran Beteiligten und ihre Gegner. Das unerklärliche Verschwinden einer türkischen Journalistin rückt immer mehr das Pharos-Projekt in den Mittelpunkt. Es gliedert sich streng hierarchisch und hat mehr von einer Glaubensgemeinschaft denn einer Umweltorganisation. Der Gründer, Dominik Korn, soll schwerstbehindert auf einer Hochseeyacht leben, doch sein Stellvertreter residiert in einem hochmodernen Gebäude über der Elbe. Eine Razzia dort bringt keine Erkenntnisse, sehr wohl aber ein Hacker, der zuvor in das Netz der Polizei einen Virus eingeschleust hat. - Der schottische Autor beschreibt ein realistisches Hamburg, besonders die Altstadt und den Hafen. Zwischendurch ist der Leser irritiert, weil er mit ungewöhnlichen Philosophien konfrontiert wird. Es entwickelt sich passagenweise das Gefühl, man sei nicht auf der Höhe der Zeit. Im Laufe der Ermittlungen löst sich diese Irritation, denn es wird klar, dass es sich hierbei um Spekulationen von Einzelpersonen und kleinsten Gruppen handelt. Der Autor setzt offenbar ganz bewusst auf diesen Effekt, um die Sogwirkung sektenartiger Denkweisen plausibel erfahrbar zu machen. Angenehmerweise hält er sich auch von zu ausführlichen Schilderungen des Privatlebens der Ermittler fern, beschreibt dagegen alle Agierenden plastisch: die Arroganz des Pharos-Leiters, die soziale Isolation des Hackers oder den Sinn für Gerechtigkeit des Generalstaatsanwalts ... (Übers.: Bernd Rullkötter)
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Tiefenangst
Craig Russell
Ehrenwirth (2011)
380 S. : Kt.
fest geb.