Ein System, so schön, dass es dich blendet
Die 26-jährigen Drillinge Sebastian, Clara und Matilda haben unterschiedliche Lebenswege eingeschlagen. Spätestens nachdem Sebastians Freundin sich das Leben genommen hat, sind die Geschwister zerstritten. Das Bekenntnis ihrer Mutter, dass einer der Drillinge auf der Geburtsstation verwechselt wurde, macht das Verhältnis nicht einfacher. Sebastian ist Hirnforscher an einem dubiosen Forschungsinstitut in London. Er fängt eine Beziehung an mit einer verheirateten Probandin, die Angst hat zu erblinden. Die ängstliche Clara hat ihre Stelle als Journalistin verloren und sucht kurz entschlossen den charismatischen Jordan auf den Osterinseln auf, der dort in einer Kommune lebt, die sich auf den Weltuntergang vorbereitet. Matilda, die dritte im Bunde, eine bipolare Synästhetikerin (u. a. reagiert sie übermäßig auf die Farbe Blau), lebt in Berlin mit ihrem Lebensgefährten und seiner Tochter. Sie sucht ihr Heil im Yoga und hegt einen geheimen Kinderwunsch. - Es geht in diesem Buch nicht nur um ein einziges unergründliches System, sondern um mehrere: Die Erde, die Familie, das menschliche Gehirn. Der Roman, noch vor der Corona-Pandemie geschrieben, ist trotz des Apokalypse-Themas keine Dystopie, sondern von Staunen über die Schöpfung, das menschliche Wesen und die Kraft der Liebe geprägt. Bis zum versöhnlichen Ende, bei dem alle über die ganze Welt gesponnenen Fäden auf wundersame Weise zusammenlaufen, ein unterhaltsames, einfallsreich konzipiertes und sprachgewaltiges Werk über die Suche junger Menschen nach dem Sinn des Lebens. Die in England lebende schwedische Autorin und Kulturjournalistin Amanda Svensson erhielt für diesen Roman zwei renommierte schwedische Literaturpreise. Lesenswert!
Maria Holgersson
rezensiert für den Borromäusverein.
Ein System, so schön, dass es dich blendet
Amanda Svensson ; aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein
btb (2022)
697 Seiten
kt.