Alles Verbrecher
Die Studentin Marie wohnt zusammen mit der Fotografin Lisa, ihrer Freundin seit Schultagen, in einer Münchener WG. Marie leidet darunter, dass ihre Mutter Fanny kokainsüchtig war und dass ihre Eltern seit Jahren getrennt sind. Schon ihr Großvater Benjamin verließ seine Frau Hanne kurz nach dem Krieg. Urgroßmutter Alma hielt ihren Schwiegersohn für einen Nichtsnutz. Maries Vater glaubt an einen Fluch, der auf der Familie lastet und der die Männer jeweils von der Familie wegtreibt. Marie vergöttert ihren weit gereisten und weltgewandten Großvater jedoch. Als dieser eines Tages stirbt, fliegt sie nach New York, um seine Angelegenheiten zu regeln und um die Wahrheit über ihren Verwandten zu erfahren. Sie lernt Gertrud, die Frau seines besten Freundes Aaron kennen und muss hören, dass ihr Großvater ihn mit ihr betrog und dass er Diebstähle und Gaunereien begangen haben muss. Dementsprechend feindselig verhält sich Gertruds Sohn Nicolas Marie gegenüber. Nach einiger Zeit kehrt Marie wieder nach München zurück und kann sich langsam aber stetig mit ihrer und der Vergangenheit ihrer Familie aussöhnen. - Die Handlung des Romans kommt zunächst nur langsam in Gang. Der Sinn einiger Szenen und Motive im Roman scheint fragwürdig. Weder Maries intensiver Drogenkonsum Maries während ihres Aufenthalts in New York, noch der ausschließliche und intensive sexuelle Kontakt zu dem ihr gegenüber eigentlich feindselig eingestellten Nicolas bringen die Handlung nicht voran und können ihre Daseinsberechtigung als Untermalung einer existenziellen Krise nicht ausreichend erklären. Überzeugend ist der Roman hingegen in seiner Darstellung der Beziehung Maries zu ihrem Großvater und dass sie an den Verstorbenen trotz seines Lebenswandels wohlwollend denkt.
Birgit Fromme
rezensiert für den Borromäusverein.
Alles Verbrecher
Katharina Eyssen
btb (2011)
237 S.
fest geb.