Die Erinnerungen

Der färöische Autor und Kommunalpolitiker Eigil Tvibur ist die Hauptperson der Rahmenerzählung, die in der Hauptstadt Torshavn in den 1980er und 1990er Jahren spielt. Eigil geht der Geschichte seiner Vorfahren nach. Sein Ausgangspunkt ist eine schwere Die Erinnerungen Masernepidemie auf den Färöern 1846, an deren Folgen der kleine Tóvo seinen Vater verliert. Da seine geisteskranke Mutter nicht für ihn sorgen kann, nimmt ihn der Landarzt Napoleon in seinen Obhut. Schon als Jüngling wird Tóvo in eine verhängnisvolle Verstrickung von männlicher Sexualität und Gewalt hineingezogen. Die weitere Handlung wird aus den Schicksalen von Tóvo und Eigil zusammengeflochten. Beide sind kompromisslose Idealisten, die sich immer wieder in gewalttätige Berserker verwandeln. Gespickt wird die Handlung sowohl mit fiktiven als auch mit realen Persönlichkeiten und Ereignissen aus der färöischen Geschichte. So erfährt man viel Wissenswertes über Land und Leute, Brauchtum und Politik der kleinen dänischen Inselgruppe. Streckenweise machen die komplexe Erzählweise und die schiere Menge an Personen das Lesen mühsam. Die Lektüre wird auch nicht angenehmer durch die detaillierten Beschreibungen von Misshandlungen und sexuellen Übergriffen sowie durch die übermäßigen Beschäftigung des Autors mit diversen Körperausscheidungen. Dies ist wahrhaftig keine Lektüre für zart besaitete Leser/innen. Jóanes Nielsen, 1953 auf den Färöern geboren, hat Romane, Kurzgeschichten, Gedichte und Dramen geschrieben. Der Roman wurde zuerst aus dem Färöischen ins Dänische übersetzt, Ulrich Sonnenberg hat die dänische Fassung ins Deutsche übertragen. Als Roman, der einen Einblick in die färöische Geschichte und Literatur gibt in ausgebauten Beständen möglich.

Maria Holgersson

Maria Holgersson

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Erinnerungen

Die Erinnerungen

Jóanes Nielsen
btb (2016)

411 S.
fest geb.

MedienNr.: 585246
ISBN 978-3-442-75433-5
9783442754335
ca. 22,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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