Sonntags in Trondheim

Nachdem der dritte Teil der norwegischen "Neshov-Reihe" ("Hitzewelle", in BP/mp nicht besprochen, s. zul. "Einsiedlerkrebse", BP 08/835) mit vielen losen Fäden endete, werden im vierten Teil einige schwelende Familienkonflikte angegangen und es kommt Sonntags in Trondheim zur Versöhnung. Die Schlüsselfigur der Geschichte ist Torunn, die Erbin des verwahrlosten Familienhofes bei Trondheim. Nachdem die junge Frau eine Zeit in Oslo gewohnt hat, zieht sie auf den Hof zurück. Sie belebt den Kontakt mit ihrem einfühlsamen Onkel Margido, einem tief gläubigen Bestattungsunternehmer, der seinen Beruf als Berufung sieht und sich von der digitalisierten Welt abgehängt fühlt. Im krassen Gegensatz zu ihm steht sein schwuler Bruder Erlend, der zusammen mit seinem Lebensgefährten und einem befreundeten lesbischen Pärchen drei gemeinsame Kinder gezeugt hat und ein modernes Stadtleben in Kopenhagen führt. - Das Interessante an dem Roman ist gerade diese Gegenüberstellungen von unterschiedlichen Lebensentwürfen und die Frage, ob und wie man den Andersdenkenden akzeptieren kann. Etwas ermüdend sind die genauen Beschreibungen von alltäglichen Aktivitäten und manchmal wirken die Dialoge etwas gestellt. Idealerweise sollte man die vorherigen Bände bereits gelesen haben, damit einem die tragischen familiären Hintergründe bekannt sind. Aber auch ohne die Vorgängerbände ist es eine fesselnde Lektüre, die den Zeitgeist sehr gut einzufangen vermag. (Übers.: Gabriele Haefs)

Maria Holgersson

Maria Holgersson

rezensiert für den Borromäusverein.

Sonntags in Trondheim

Sonntags in Trondheim

Anne B. Ragde
btb (2017)

349 S.
kt.

MedienNr.: 589989
ISBN 978-3-442-75737-4
9783442757374
ca. 16,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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