Chatter
Der Mensch lebt in einem ständigen inneren Monolog, er trifft sich selbst reflektierend im Alltag Entscheidungen. Die innere Stimme ist als aufbauender Coach eine Hilfe, als Kritiker mutiert sie zu Geplapper, „Chatter“, welches sich destruktiv
in Grübeln auswirken kann. Das kann einen Menschen so weit beeinträchtigen, dass "jahrelang eingeübte Fähigkeiten" (S. 62) abhandenkommen. Bei Sportlern z.B. kommt es zu Leistungsabfällen, bei sozialen Interaktionen zu Problemen. Eindrucksvoll legt der Experimentalpsychologe Kross dar, dass sich der innere Kritiker zum Coach umprogrammieren lässt, der uns aufbaut. Dazu beschreibt Kross verschiedene Techniken, z.B. das „selbstdistanzierende Selbstgespräch“, einen Perspektivwechsel, Aufräumen oder eine Umarmung durch einen anderen Menschen. Alle Techniken sind einfach und benötigen weder Fachwissen noch Übung – nur die Geistesgegenwart, sich im richtigen Moment daran zu erinnern. - Beim Lesen der fesselnden persönlichen Geschichten und des theoretischen Inhalts wird deutlich, dass jeder mit dieser inneren Stimme lebt – und sie lebensnotwendig braucht. Fehlt sie, verliert man seine Orientierung. Sehr interessant, fachlich fundiert, komplex. Ab mittleren Beständen empfohlen.
Karola Bartel
rezensiert für den Borromäusverein.

Chatter
Ethan Kross ; aus dem amerikanischen Englisch von Leon Mengden
btb (2022)
301 Seiten
fest geb.
Auszeichnung: Sachbuch des Monats