Fahrtenbuch
Am 3. November 1971 verließ ein Mercedes 350 SL die Daimler-Werkshallen in Stuttgart-Untertürkheim. Vierzig Jahre später begegnet Niklas Maak dem Wrack des Autos auf einem Schrottplatz und beschließt, die Geschichte des Wagens und seiner Besitzer zu erzählen, die der Fahrzeugbrief preisgibt. Es sind die Geschichten bundesrepublikanischer Durchschnittsbürger, Menschen auf Irrwegen und in Lebenskrisen auf der Suche ihrer Identität. Der Chirurg Bellmann zum Beispiel, der, kurz nach seiner Hochzeit mit Ingrid, unvergessliche vierundzwanzig Stunden auf einer langen Fahrt mit der Amerikanerin Phillys verbringt, oder Marie Kempel, deren Leben 2001 in Berlin aus den Fugen gerät und die schließlich in Marokko abtaucht. Die einzige Verbindung zwischen den Charakteren ist das Auto, das schließlich in seine Einzelteile zerlegt neue Besitzer in Nordafrika findet. - Maaks Roman ist ein Panorama menschlicher Schicksale. Die Geschichten und Episoden sind randvoll mit hervorragend gezeichneten Figuren, die jeweils mit ihrer Zeit eng verwoben sind. Trotz der vielfältigen Handlungslinien hat das Buch einen Kern, der es zusammenhält: Maaks Humor verbunden mit der jüngeren Geschichte Deutschlands.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Fahrtenbuch
Niklas Maak
Hanser (2011)
363 S. : Ill.
fest geb.