Kutscher Herbst
Der Schriftsteller Maurice Maillot ist fünfzig Jahre alt und hat seit seinem Bestseller "Sommerchlor" nichts mehr zu Papier gebracht, weil er durch den Verlust seiner heiß geliebten Katze Grappa unter einer Schreibblockade leidet. Eines Tages findet er im Amsterdamer Vondelpark ein Handy, als dessen Klingelton das Miauen einer Katze ertönt. Maurice sieht dies als einen Wink des Schicksals an. Zwei SMS führen ihn auf die Spur der attraktiven Adolphe Klein, kurz Do. Die bekennende Tierrechtsaktivistin und Vegetarierin kämpft in der Lobster Liberation Front für die Rechte von Hummern und kann Maurice schnell zur Fleischlosigkeit bewegen. Sie kennt zudem dessen dichterisches Werk und verehrt den Schriftsteller. Sie bewundert aber zugleich auch den Terroristen Osama bin Laden, der sich als Dichter betätigte und dessen Gedicht "Kutscher Herbst" sie nachhaltig beeindruckt. Maurice Maillot ist verwirrt, dass Do Parallelen von seinem Werk zu Bin Laden zieht. Bei einem mehrmonatigen Einsatz in Oostende stellt sie sogar ein Porträt des Topterroristen auf den Nachttisch ihres Hotelzimmers. Während Do unermüdlich Hummer befreit, schreibt Maurice wieder. Eines Tages schwimmt Do bei eisigen Temperaturen im Kampf für Tierrechte zu weit ins Meer hinaus und ertrinkt. Maurice bleiben nur die Erinnerungen. - Der Roman bricht auf radikale Art und Weise eine Lanze für die Rechte von Tieren. Die Leidens- und Mitleidensfähigkeit und der eiserne Wille Dos lösen Bewunderung aus. Einen Terroristen, wenn in diesem Fall auch nur als Dichter, in ein positives Licht zu rücken, wirkt jedoch mehr als befremdlich. Die detailliert geschilderten und effektheischenden Liebeszenen wirken oft aggressiv und zeigen, dass die beiden Protagonisten Tiere und sogar Gegenstände mehr lieben können, als sich und ihre Mitmenschen. Der Roman stimmt am Ende ziemlich ratlos. (Übers.: Marlene Müller-Haas)
Birgit Fromme
rezensiert für den Borromäusverein.
Kutscher Herbst
Charlotte Mutsaers
Hanser (2011)
431 S.
fest geb.