Meine Freundin Mia
An manchen Tagen ist Lenas Mutter nur müde, manchmal traurig, manchmal sauer, je nach Stand des Alkoholpegels. Ja, die Mutter ist Alkoholikerin und Lena ist inzwischen sehr gut darin, diesen Zustand vor der Umwelt zu verbergen, indem sie Verantwortung für ihren kleinen Bruder übernimmt, indem sie lügt, Ausflüchte erzählt oder mitleiderregende Geschichten erfindet. Auch gegenüber Mia, ihrer Freundin, mit der sie so gut lachen kann. Aber als sie vor dem neuen Freund der Mutter fliehen muss, erfährt sie, dass auch Mias Eltern trinken und diese also weiß, wie es ist. Die Mutter eines Kita-Freundes ihres kleinen Bruders gibt ihr zu verstehen, dass sie als Kind ebenso betroffen war, und bietet ihr Hilfe an, da wird die Hoffnungstür weit aufgestoßen. - "Achtzig Prozent aller Kinder hassen es, wenn ihre Eltern sie ermahnen. ... Die sollten mal erfahren, wie man sich fühlt, wenn man jeden Morgen das Haus verlässt, ohne ein einziges Wort mit auf den Weg zu bekommen." Solche Sätze sind es, die direkt ins Herz der Leser treffen. Wieder einmal versteht es der Autor, das Wesen einer Freundschaft auszuleuchten, einer Freundschaft, die in der Not trägt, die um alles Schwere weiß, aber trotzdem Freude und Fröhlichkeit pflegt. Dabei schont der Autor weder seine Figuren noch seine Leser, ohne sie jedoch emotional zu überfordern. - Ein bedrückendes und gleichzeitig "schönes" Buch, das allen Büchereien wärmstens zu empfehlen ist.
Astrid Frey
rezensiert für den Borromäusverein.
Meine Freundin Mia
Peter Pohl
Hanser (2012)
139 S.
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 11