Anna und Anna
Anna hat den gleichen Namen wie ihre Großmutter, die sie von Herzen gern hat und mit der sie einen regen Briefkontakt hält. Auch als die alte Dame nach einer Beinamputation zur Familie ihrer Tochter zieht und sie sich täglich sehen können, geben die beiden Annas ihre regelmäßigen Briefkontakte nicht auf, in denen sie sich gegenseitig von den wirklich wichtigen Gedanken und Gefühlen berichten. So weiß die alte Anna alles über die wachsende Liebe ihrer Enkelin zu Jan, der schon von Kindesbeinen ein guter Freund war und unter dessen Umzug ins weit entfernte Amsterdam die junge Anna sehr leidet. Und das junge Mädchen ist die Einzige, mit der die alte Dame über Henri spricht, diesen mysteriösen Freund aus vergangenen Tagen, mit dem sie nach langem Zögern noch eine späte und sehr innige Beziehung eingehen wird. - Die deutsche Autorin hat mit ihrem Briefroman die richtige Form gefunden, um die tiefe Freundschaft zwischen den zwei Frauen aus ganz unterschiedlichen Generationen lebendig werden zu lassen. Gerade die unterschiedlichen Perspektiven der einzelnen Briefschreiber rühren den Leser ganz unvermittelt an und machen die Lektüre dieses schmalen Jugendbuchs zu einem wahren Vergnügen. Ein leises Buch über das Erwachsenwerden und über die vielen Facetten der Liebe mit einem gleichzeitig traurigen und auch hoffnungsvollen Ende. Es lohnt sich, diesen wunderschönen Jugendroman mit dem wenig auffälligen, aber wunderbar passenden Cover zu entdecken.
Angelika Rockenbach
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Anna und Anna
Charlotte Inden
Hanser (2013)
174 S.
fest geb.