Ewigkeitsfjord

Ein Grönland-Roman? 1994 hat Peter Hoeg das Land in Eis und Schnee mit einem Bestseller ("Fräulein Smillas Gespür für Schnee") für die Literatur erschlossen. 2014 folgt ihm der 1961 als Kind dänischer Eltern in Norwegen geborene Kim Leine mit Ewigkeitsfjord einem Roman, der aber anders als Hoeg über 200 Jahre zurückgeht. Sein Roman erzählt die Lebensgeschichte des Pastors Morten Falck, der, nach einem Theologiestudium in Kopenhagen, 1787 als Missionar nach Grönland geht. Sechs Jahre verbringt er in einer abgelegenen Kolonie, in der eine Mischung aus Pietismus und Heidentum praktiziert wird. Die Einwohner leben von Fischfang und Rentierjagd, die Sitten sind rau, uneheliche Kinder sind an der Tagesordnung, einige sogenannte Propheten unter Anführung des Paares Habakuk und Maria Magdalena gründen im "Ewigkeitsfjord" eine frühchristlich inspirierte Siedlung. Mit Lust am Detail stellt Leine diese fremde winterliche Welt vor, die inneren Konflikte Falcks zwischen Gier und Glauben, Sexualität und Seelsorge, ebenso wie die Kleinkriege zwischen Kolonialherren und Einheimischen. Am Ende kehrt der verlorene Sohn heim - und kann doch kein Zuhause mehr finden, ein desillusionierter Aufklärer. - Ein eindringlicher, packend erzählter historischer Roman über einen erstaunlich modernen Pfarrer. Fabelhaft ins Deutsche übersetzt von Ursel Allenstein; für alle Bestände.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Ewigkeitsfjord

Ewigkeitsfjord

Kim Leine
Hanser (2014)

637 S. : Kt.
fest geb.

MedienNr.: 396432
ISBN 978-3-446-24477-1
9783446244771
ca. 24,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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