Picknick in der Nacht

Der 1938 in Belgrad geborene und bereits 1945 in die USA ausgewanderte Charles Simic ist zweifellos ein amerikanischer Schriftsteller mit einem "mitteleuropäischen Migrationshintergrund". Simic lehrte an verschiedenen Universitäten amerikanische Picknick in der Nacht Literatur und betätigt sich darüber hinaus als Übersetzer und Herausgeber. Seine osteuropäische Herkunft spürt man auch immer noch, etwa in der Lakonie seines Schreibens, die sich vermischt mit surrealistischen Elementen. Simic selbst hat seine Dichtung einmal als das "törichte Vergnügen eines politisch Inkorrekten" bezeichnet. Die Gedichte atmen eine große poetische Freiheit aus, die sämtliche Begrenzungen und eindeutige Zuordnungen überspringen. Geschichten werden erzählt, die irgendwann im Verlauf des lyrischen Prozesses durch surreale oder phantastische Bilder überblendet werden. Man kann aus Simic-Gedichten nicht einzelne "schöne Verse" wie etwa bei Rilke herausnehmen, man muss die Gedichte schon in ihrer ganzen Ausbreitung lesen und zu verstehen suchen. Hilfreich zum Verständnis dieser auf den ersten Blick schwer verständlich erscheinenden Gedichte kann dabei auch sein, was Simic einmal auf seinem Blog bei der "New York Review of Books" unter dem Titel "Warum ich Gedichte schreibe" notiert hat: "Immer wieder werde ich gefragt, wann und warum ich ein Lyriker geworden bin. Und dann antworte ich immer, daß ich mit meinen ersten Gedichten nur die Mädchen erobern wollte." Simic will mit seinen Gedichten auch immer wieder Leser erobern und verführen. (Übers.: Wiebke Meier)

Carl Wilhelm Macke

Carl Wilhelm Macke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Picknick in der Nacht

Picknick in der Nacht

Charles Simic
Hanser (2016)

267 S.
fest geb.

MedienNr.: 821900
ISBN 978-3-446-24724-6
9783446247246
ca. 22,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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