Sprache und Regen
Im deutschsprachigen Raum ist die 1953 in Stockholm geborene Katarina Frostenson bislang kaum bekannt. Ihren ersten Gedichtband veröffentlichte die Autorin 1978. Auch mehrere Theaterstücke hat sie geschrieben und literarische Texte aus dem Französischen
übersetzt. Das den vorliegenden Gedichtband abschließende Nachwort gibt zwar Zeugnis ab von der selbstverliebten Formulierungskunst der Autorin Monika Rinck, aber über die Lyrikerin Katarina Frostenson erfährt man nur wenig. Also muss man sich schon selbst auf Entdeckungsreisen durch die Lyrik von Katarina Frostenson begeben. 'Nahe Subotica' zum Beispiel ist ein dem leider früh verstorbenen serbischen Dichter Danilo Kis gewidmetes Gedicht. Wenn heute ein Gedicht Rosa Luxemburg gewidmet wird, vermutet man zunächst immer ein vordergründig politisches Bekenntnisgedicht. Aber bei Katarina Frostenson wird es ein fast schon betörend persönliches Porträt einer Frau, die eben nicht nur eine revolutionäre Kämpferin war, sondern auch eine sensible Liebhaberin der kleinen Dinge am Rande der großen Welt, der Vogelstimmen und ziehenden Wolken. "Der Himmel spannt sich, Tiere spielen/ Wolken ziehen/ alles geht vorbei/ und der ganze herrliche Krieg zog an mir vorbei". Nicht nur an dieser Stelle wird der Leser der Gedichte von Katarina Frostenson in seiner Weltwahrnehmung und in seinem Sprachverständnis durcheinander gewirbelt. "Keine Gefahr nirgends/ ein Fluss/ ist unterwegs". (Übers.: Verena Reichel)
Carl Wilhelm Macke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Sprache und Regen
Katarina Frostenson
Hanser (2016)
Edition Lyrik Kabinett ; 35
90 S.
fest geb.