Von den Deutschen lernen

Die US-amerikanische Philosophieprofessorin Susan Neiman übernahm im Jahr 2000 die Leitung des Einstein Forums in Potsdam. Aufgewachsen ist sie in den Südstaaten der USA, wo das Erbe der Sklaverei bis heute die Gegenwart bestimmt. Als Grenzgängerin Von den Deutschen lernen zwischen den Kulturen, Nationen und Religionen und geschockt von verschiedenen politischen Ereignissen in den letzten Jahren - wie durch das Agieren der USA seit dem Amtsantritt von Donald Trump - sowie den beträchtlichen Wahlerfolgen der deutschen AfD analysiert Neiman feinfühlig und facettenreich den Umgang mit der eigenen Geschichte. Ihre Kernfrage ist (leider) heute wieder besonders aktuell, wie sollen Gesellschaften mit dem Bösen und Negativem in der eigenen Vergangenheit richtig umgehen? Dabei sieht sie kein einheitliches Konzept als Lösungsansatz und auch keine nationalen Landesgrenzen. Neiman fordert ein wachsames Voneinander-Lernen mit Reflektion und Respekt. Eine Verleugnung der Fakten ist mit Vehemenz zu begegnen. Wesentlicher Faktor im kritischen Diskurs ist sicherlich auch der zeitliche Abstand. Ein beeindruckendes und umfangreiches Werk mit einem enthusiastischem Appell, dass sowohl die europäischen wie auch globalen Werte mit klugen Inhalten zu füllen sind. Um dies zu erreichen, ist die Vergangenheitsbewältigung heute als Basis für die fundierte Zukunftsgestaltung notwendig. Für einen gesellschaftlich interessierten Leserkreis lesenswert.

Daniel Trutwin

Daniel Trutwin

rezensiert für den Borromäusverein.

Von den Deutschen lernen

Von den Deutschen lernen

Susan Neiman ; aus dem Englischen von Christiana Goldmann
Hanser Berlin (2020)

574 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 953680
ISBN 978-3-446-26598-1
9783446265981
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So
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