Testosteron
Testosteron ist traditionell ein zentraler Baustein im Erklärungsmodell für Männlichkeit und wird z.B. für eine spezifisch männliche Aggressivität oder Risikobereitschaft sowie für das männliche Streben nach Macht verantwortlich gemacht. Somit bekommt dieses Hormon über die Biologie hinaus eine gesellschaftliche Bedeutung. Die beiden US-amerikanischen Autorinnen dieses Buches möchten zeigen, dass Sexismus, Rassismus, soziale Unterschiede und Machtverhältnisse nicht biologisch determiniert sind. Dazu kämpfen sie sich akribisch und detailversessen durch Geschichte und Ergebnisse der Testosteronforschung, um so Widersprüche, Fehldeutungen, Halbwahrheiten und Mythen aufzudecken und ihre sozialanthropologischen Thesen zu untermauern. Entsprechend dieser thematischen Fokussierung bleibt der biologische Erkenntnisgewinn für die Leser/-innen recht überschaubar. Dem Text fehlt jede stilistische Leichtigkeit, da er im Fachjargon von Soziologie und Gender Studies verhaftet bleibt. Auch wegen der sehr speziellen Fragestellung dürfte diese Neuerscheinung nur in den wenigsten Büchereien auf größeres Leseinteresse stoßen.
Johann Book
rezensiert für den Borromäusverein.
Testosteron
Rebecca Jordan-Young, Katrina Karkazis ; aus dem Englischen von Hainer Kober
Carl Hanser Verlag (2020)
382 Seiten : Illustrationen
fest geb.