Hauskonzert
Igor Levit hat mit dem Journalisten Florian Zinnecker zusammen ein biografisches Buch über seine Aktivität im Jahr 2020 verfasst. Gezeichnet durch die Einschränkungen der Corona Pandemie, die Konzertauftritte unmöglich macht, hatte der Star-Pianist über Internet verbreitete, viel beachtete Hauskonzerte veranstaltet. Im Buch geht es aber ebenso um biografische Aspekte wie die Herkunft, prägende Hörerfahrungen (Eminem, Federico Busoni, Theolonius Monk) und die politische Haltung Levits, die ihm nicht nur Freunde verschaffte. In der durch Kritiken der Süddeutschen Zeitung entfachten Debatte um Levits "Opferanspruchs-Ideologie" (der Musikkritiker Helmut Mauró) verteidigen die Autoren das vehemente politische Statement des Künstlers. Der Leser mag dabei eine konzise Argumentation vermissen, oder vermisst auch die Darlegung seiner Haltung zum Judentum und zum Staat Israel oder einen Blick hinter die Kulissen auf jene Produzenten, Kritiker und Helfer, die Levit zu dem Star gemacht haben, der er gerade in der Corona-Zeit wurde. Der Kult, wie er gerade bei einem Pianisten, der nicht hinter dem Werk zurücktreten mag, sondern selbst in dem musikalischen Werk hervortreten möchte, "die eigene Geschichte" zu erzählen, wie er schreibt, ist durch die lockere Aneinanderreihung von Betrachtung, Statement und biografischer Anekdote, wie es das vorliegende Buch bietet, gut befördert. Somit eine gut verdauliche Lektüre für die Fans, ein interessanter Einblick für den Musikinteressierten und eine dann doch entbehrliche Ausgabe für andere Bestände.
Helmut Krebs
rezensiert für den Borromäusverein.
Hauskonzert
Igor Levit, Florian Zinnecker
Carl Hanser Verlag (2021)
299 Seiten
fest geb.