Hund, Wolf, Schakal

Der zehnjährige Saam lebt zur Zeit des Krieges gegen den Irak in Teheran mit Vater und dem kleineren Bruder. Die Mutter ist im berüchtigten Evin Gefängnis gestorben; der Vater ist im Krieg zum Invaliden geschossen worden. Geheime Fluchtpläne werden Hund, Wolf, Schakal offenbar; aber das Regime erlaubt wegen der Verdienste des Vaters erstaunlicherweise die Ausreise. Und so kommen die drei nach Berlin Neukölln. Hier beginnt ein schmerzlicher Integrationsprozess. In diesem schwierigen Umfeld behauptet sich Saam zunehmend, weil er sich der Gewalt nicht verschließt. Die Entscheidung ist damit gefallen; er hat ein Leben im Rahmen der Gesetze in Deutschland verpasst. Es gelten nun die Regeln im Kiez, die von Gewalt geprägt sind. Als Dealer und zuletzt auch als Räuber ist der mittlerweile erwachsene Saam eine Nummer im Kiez. Nach einem missglückten Überfall auf eine Apotheke wird er verhaftet. Auch im Knast kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Mitgefangenen. Als er schließlich freigelassen wird, wartet auf ihn sein bester Kumpel und ein Leben, das nicht anders sein dürfte als vorher. So weit kommt es dann aber nicht. - Dieser Erstlingsroman zeigt diverse Facetten auf. Er ist einerseits eine Anpassungserzählung, es gibt viel Genrethematik mit diversen komplexen Figuren; rüde Textpassagen stehen neben eher rührseligen Familienszenarien. Überhaupt ist auffällig, wie sich Texte von großer Härte mit Passagen mit großer Feinheit abwechseln. Der Autor schafft es auch, das Zeitgefühl im Gefängnis gut zu thematisieren, auch und gerade was die Zeit des Hauptakteurs Saam in Einzelhaft angeht. Eine rasante Erzählung, die trotz des ungewöhnlichen Sujets viele Leser verdient.

Hund, Wolf, Schakal

Hund, Wolf, Schakal

Behzad Karim Khani
Hanser Berlin (2022)

286 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 611635
ISBN 978-3-446-27378-8
9783446273788
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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