Das Jahr ohne Schlaf
Samantha Harvey hat, so der Klappentext, nach vier Romanen hier ihr erstes Memoire verfasst, ein Blick auf ein Jahr bestimmt durch ihre Schlaflosigkeit. Gedanken, Gefühle, Beobachtungen, Erinnerungen, der Entwurf einer Geschichte wechseln einander ab, dazwischen genauere Angaben zu den Nächten ohne Schlaf, ihre Versuche, mit unzähligen Methoden (u.a. Tabletten, Puzzeln) die Schlaflosigkeit zu überwinden, die Reaktionen von Ärzten und Therapeuten bei ihren Besuchen dort. Die Lesenden erfahren einiges über das Leben/ die Kindheit von S. Harvey, über ihre Entscheidung (?), nicht Mutter zu werden, sondern die Erfüllung im Schreiben zu suchen, die Angst als immer wieder beherrschendes Gefühl. Daneben einige interessante Überlegungen: Was hält den Einzelnen, welche Bedeutung hat Gott? Gibt es tatsächlich einen Unterschied zwischen Wissen und Glauben? Was ist der Tod? Wie real ist das menschliche Sein? Letztlich überwiegt der Eindruck, dass das Schreiben des Buches ein weiterer Versuch zur Beendigung der Schlaflosigkeit ist. Ob das Buch für einen größeren Leserkreis interessant ist, ist schwer zu entscheiden.
Barbara Schürmann-Preußler
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Jahr ohne Schlaf
Samantha Harvey ; aus dem Englischen von Julia Wolf
Hanser Berlin (2022)
173 Seiten
fest geb.