Die Verräter

Als am 24. Februar 2022 russische Truppen die Grenze zur Ukraine überschreiten, ist das für den 1993 geborenen Journalisten Artur Weigandt Anlass, über die Geschichte seiner Familie zu schreiben. Seine Eltern sind in Uspenka, einem Dorf in Kasachstan, Die Verräter aufgewachsen, doch die Familie hat auch Wurzeln in der Ukraine, in Russland und in Belarus. Auf diese Weise sind die Konflikte der auseinanderbrechenden Sowjetunion auch die Konflikte der Familie Weigandt. Der Autor erzählt von den Hoffnungen, die durch das Scheitern der Perestroika zerstört wurden und schildert Lebensverhältnisse, die nicht nur von Armut, sondern auch von Korruption, Machtmissbrauch und der Verherrlichung von Gewalt geprägt sind. Menschen, wie Weigandts Eltern, die ihre Heimat verlassen haben, gelten zu Hause nicht selten als Verräter und leben häufig auch selbst mit dem Gefühl, ihre Heimat verraten zu haben, ohne irgendwo wirklich angekommen zu sein. Das Buch bietet einen berührenden persönlichen Einblick in die erodierenden gesellschaftlichen Strukturen postsowjetischer Staaten, deren Tragödie der Autor nicht zuletzt in der Gier Moskaus nach 'russischer Totalität' (S. 76) sieht.

Walter Brunhuber

Walter Brunhuber

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Verräter

Die Verräter

Artur Weigandt
Hanser Berlin (2023)

155 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 613915
ISBN 978-3-446-27590-4
9783446275904
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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