Sonne in Scherben
Der Roman setzt mit einem fulminanten Paukenschlag ein. Enzo und Angèle Ricci sind mit Kinderwunsch im „Fertility Center“, wo der Arzt davon ausging, dass Angèle die Mutter und Enzo der Vater sein würde. Als sie ihn aufklären, dass Enzo ein
Transmann mit Uterus sei und Angèle unfruchtbar, winkt der Arzt ab, das sei bei ihnen nicht möglich, es gäbe eine psychologische und rechtliche Ebene. Sie organisieren die Samenspende selbst und sind beim zweiten Versuch erfolgreich. Damit wird Enzo zum ersten schwangeren Mann und zu einer Mediensensation, die ihnen aus dem Ruder zu laufen droht. Wir befinden uns im Jahr 2004, die Anfeindungen kommen noch per Post. Ein Pflasterstein im Wohnzimmer bringt Angèle dazu, das Ausmaß zu verschweigen und Enzo anzulügen. – Der 1977 in Nordfrankreich geborene Autor Jayrôme C. Robinet lebt in Berlin. Mit der unkonventionellen Handlung in seinem neuen Roman wirft er einen humorvollen Blick auf unsere tradierten Geschlechtervorstellungen. Gleichzeitig erzählt er von einer zärtlichen Familie, holt mit Rückblicken zu einer berührenden Vater-Sohn-Geschichte aus und lässt das Familienidyll gegen Ende in eine plötzlich hereinbrechende Krimihandlung kippen. Großartig erzählt! Mit einem Textauszug des Romans war Robinet zur Lesung beim Bachmannpreis 2023 in Klagenfurt eingeladen.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.

Sonne in Scherben
Jayrôme C. Robinet
Hanser Berlin (2024)
252 Seiten
fest geb.