Auf der Spur des unbekannten Gottes
Johannes Röser hält nichts von einfachen Antworten, von weichgespültem Wellnessglauben und institutionell verwalteter Kirchlichkeit. Er möchte sich den Herausforderungen, die einem aufgeschlossenen Menschen in der modernen Lebenswelt begegnen, radikal stellen und zeigt in seinem Buch Ansätze zur Wiederentdeckung eines mystisch-suchenden und schöpferisch-prozessorientierten Glaubens auf. In 15 recht umfangreichen Kapiteln geht er dabei zunächst auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse ein, die traditionelle Glaubensgewissheiten in Frage stellen, er widmet sich exegetischen Studien, die das klassische Gottes- und Christusbild erschüttern und behandelt schließlich die Veränderungen im persönlichen wie im kirchlichen Leben angesichts der sozial-gesellschaftlichen Umbrüche im 20./21. Jahrhundert. Viele seiner Gedanken wiederholen sich ein ums andere Mal, vieles ist mehr Problemanalyse als praxisorientierte Antwort, und auch mit seinem Schreibstil, der sachlich-nüchtern und bisweilen schonungslos scharf ist, muss man sich erst anfreunden. Dennoch ist das Buch eine gelungene Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des Christentums in der heutigen Zeit und voller existenzieller Denkanstöße. Eine anspruchsvolle, bereichernde Lektüre für alle (selbst-) kritisch-mutig-suchenden Gläubigen.
Vanessa Görtz-Meiners
rezensiert für den Borromäusverein.
Auf der Spur des unbekannten Gottes
Johannes Röser
Herder (2021)
380 Seiten
fest geb.