Ein Jahr in Rio de Janeiro
Ein Stipendium und eine Arbeitsmöglichkeit in Rio de Janeiro bieten der Autorin die faszinierende Möglichkeit, ein Jahr lang aus der südamerikanischen Metropole und dem Leben dort zu berichten. Was für sie mit einer Warnung beginnt (ihre Vermieterin holt sie unter Hinweis auf Verbrecher nur tagsüber vom Flughafen ab) wird eine interessante und erfahrungsreiche Zeit. F. Niemeyer gelingt es ausgezeichnet, die unterschiedlichen Lebens- und Denkwelten ihrer alten und neuen Heimat einfühlsam zu beschreiben. Ihre Begeisterung für die brasilianische Kultur (etwa beim Samba-Tanz oder beim Singen) und der Umgang mit den ungewohnten Redeweisen (z.B. "Ich sterbe vor Hunger" meint eigentlich "Ich könnte demnächst etwas essen") verstellt aber nicht den Blick auf die soziale Ungleichheit, die hier herrscht. Sympathisch und kurzweilig ermöglicht sie einen Blick auf eine andere Kultur, und es gelingt ihr, diese, trotz aller für uns scheinbaren Mängel, positiv zu beurteilen. - Allen Büchereien gerne empfohlen.
Michael Müller
rezensiert für den Borromäusverein.
Ein Jahr in Rio de Janeiro
Frauke Niemeyer
Herder (2011)
Reise in den Alltag
192 S.
fest geb.