Gott ist nicht nett
Heiner Wilmer, Provinzial der Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu Priester in Deutschland hat dieses Buch vor allem für die Suchenden und Fragenden geschrieben, die ihm besonders am Herzen liegen. Denn auch er kennt Phasen der "inneren Ödnis" aus einer Zeit, in der sein Glaube brachlag und er gegen "weichgespülte Gottes- und Glaubensbilder" zu rebellieren begann. Nach Jahrzehnten als Priester und Ordensmann zieht er in dieser persönlichen Analyse selbstkritisch Bilanz. Die Struktur des Buches wird dabei durch das archaisch anmutende Gebet "Anima Christi" vorgegeben. Auf den ersten Blick sperrige Verse, deren eigentliche Kraft zwischen den Zeilen liegt, die zu 17 Kapitelüberschriften werden, über die Wilmer laut nachdenkt. Daraus schöpft er Glaubens-Erkenntnisse, die im banalen Alltag tragen können, denn wir alle wissen, dass z.B. im Leid die größte Versuchung liegt, an Gott zu zweifeln, den Glauben zu verlieren. Diese substantiellen, ermutigenden Gedanken motivieren, auch in Krisenzeiten auf der Suche zu bleiben. Eine faszinierende Lektüre mit viel Nachdenkpotential und ganz nahe am Menschen, nach der man als Leser Heiner Wilmers "Ahnung, dass es sich anders lebt, wenn im Webmuster eines (seines) Lebens der Lebensfaden Jesu eingewebt ist" nur unterstreichen kann. Nachdrückliche Empfehlung!
Elisabeth Burgis
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Gott ist nicht nett
Heiner Wilmer
Herder (2013)
205 S.
fest geb.