Ich muss sterben
Der Untertitel zeigt sehr deutlich, was der Autor, der Professor für Soziologie an der Universität von St. Gallen war, bei dem langen Siechtum seiner Frau erfahren hat. Er schreibt: "Unsere war in den letzten Monaten Deiner Krankheit eine todgeweihte
Liebe, aber die Erwartung des Todes hat eine Gegenseitigkeit, eine Zweisamkeit entstehen lassen, die unvergleichlich intensiver und stärker war als jede Liebe vorher." Schreibend setzt er sich mit dem Leiden, dem langsamen Sterben und dem Tod seiner Frau auseinander, für ihn eine Notwendigkeit. Auch seine Frau führt Tagebuch. Er erinnert sich an gemeinsame Erlebnisse, an Passagen aus Büchern, an Gefühle, die nie ausgesprochen wurden. So weist jeder Tod auch über sich hinaus. "Welten gehen, Sehnsucht bleibt", schreibt der Autor anrührend und "Die Welt genügt nicht". Was Tausende Menschen jedes Jahr erleben müssen, den Tod des geliebten Partners durch eine heimtückische Krankheit, hat hier der Autor zur Bewältigung und zum Trost auch für andere in bewegenden, tiefen Worten niedergeschrieben. Für Betroffene zur Schmerzbewältigung nachdrücklich zu empfehlen.
Michael Mücke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ich muss sterben
Peter Gross
Herder (2015)
156 S.
fest geb.