Die vierzig Gleichnisse Jesu
Einen im vollen Sinne pastoraltheologischen Zugang zu den Gleichnissen Jesu will Gerhard Lohfink hier bieten: theologisch, weil dieses Buch den Forschungsstand der Exegese wiedergibt; pastoral, weil es das Bild von Jesus im Lichte der Verkündigung durch die Kirche skizziert, aber auch sein Wort für die Menschen von heute fruchtbar werden lässt. Um überhaupt ein Verständnis für das Funktionieren von Gleichnissen zu bekommen, stellt Lohfink in einem ersten Teil Gleichnisse aus dem Alten Testament, dem rabbinischen und chassidischen Schrifttum sowie der Dichtung vor. Der zweite Teil arbeitet dann die vierzig Gleichnisse heraus, wobei Lohfink mit dem Gleichnis vom "Attentäter" auch einen wohl weitgehend unbekannten Text aus dem apokryphen Thomas-Evangelium einfließen lässt. Bei der Interpretation der Gleichnisse lässt Lohfink sich und dem Leser viele Freiheiten: Er will keine Musterlösung vorgeben, sondern durch eine gründliche Ausleuchtung der Bildebene immer wieder Neues zur Entdeckung bringen. Dabei entpuppt sich Jesus als ein genialer Erzähler, der seine Botschaft vom Gottesreich faszinierend darzustellen wusste. In einem dritten Teil wird das Besondere der Gleichnisse Jesu nach Stoff, Form, Überlieferung und Thema zusammengefasst, wobei deutlich wird, dass Jesus selbst das Thema schlechthin in seinen Gleichnissen ist. - Breit zu empfehlen.
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die vierzig Gleichnisse Jesu
Gerhard Lohfink
Herder (2020)
320 Seiten
fest geb.