Bibel und Big Bang

Dass die Schöpfungstexte der Bibel nicht wie ein naturwissenschaftliches Lehrwerk zu lesen sind, ist schon lange ein Gemeinplatz. Der Physiker und Theologe Matthias Huber warnt in seinem Buch aber auch davor, Bibel und wissenschaftliche Weltsicht Bibel und Big Bang völlig unverbunden und beziehungslos nebeneinanderstehen zu lassen. Wirklichkeit, so der Autor mit Recht, sei eben vieldimensional und erfordere deshalb auch einen Zugang unter ganz verschiedenen Perspektiven, die nur in ihrer Komplementarität ein - freilich immer auch in ein Dunkel gehülltes - Ganzes ergeben. Huber zeigt auf, wie umsichtig die Bibel selbst mit dieser Komplexität der Wirklichkeit umgeht, wie sie sich einerseits auf das eng begrenzte Naturwissen ihrer Zeit einlässt, dabei aber jede in sich abgeschlossene Weltanschauung durch eine radikale Offenheit auf den transzendenten Ursprung von Welt und Schöpfung auch wieder aufsprengt und so den Menschen zu einem Dialog herausfordert, der geradezu einen unvoreingenommenen Blick auf die Natur und damit Naturwissenschaften möglich macht. Dabei wird auch die rein theoretische Ebene überstiegen zu existentiellen Fragen: etwa nach Freiheit und Glück, einem ökologisch verantwortbaren Leben oder dem Weiterleben nach dem Tod. Schade nur, dass keine weiterführende Literatur genannt ist; hätte dies doch dem Postulat eines dialogischen und offenen Denkens gut entsprochen! - Trotzdem gerne ab mittleren Beständen empfohlen.

Richard Niedermeier

Richard Niedermeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Bibel und Big Bang

Bibel und Big Bang

Matthias Huber
Herder (2022)

221 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 611753
ISBN 978-3-451-39009-8
9783451390098
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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