Gezeitenkinder

Nach ihrer Ausbildung zu Kinderkrankenpflegerinnen treten die Cousinen Evi und Hanne Grimm 1962 ihre erste Stelle im Kindererholungsheim "Strandhafer" auf Norderney an. Die unternehmungsfreudige Evi möchte auf der Insel vor allem einiges erleben und, Gezeitenkinder wenn es geht, einen Arzt als Ehemann finden. Hanna dagegen ist pflichtbewusst und eckt sehr schnell bei der Heimleitung an. Sie kann nicht hinnehmen, dass die kleinen Kinder mit rigorosen Erziehungsmaßnahmen drangsaliert, mit unsinnigen Therapieversuchen gequält und, ohne dass sie sich wehren können, von den Schwestern schikaniert werden. Evi, die sich schnell angepasst und sich sogar einen jungen Arzt geangelt hat, hält Hannas Gerechtigkeitsempfinden für maßlos übertrieben. Als die sich ans Jugendamt wendet, eskaliert die Lage und Hanna wird entlassen. Die junge Frau steht ziemlich alleine da. Heimleitung, Schwestern und Ärzte scheinen die Anschuldigungen leicht abschmettern zu können. Doch inzwischen hat sie Freunde auf der Insel gefunden. Die sind zwar eher an der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit Norderneys interessiert, doch plötzlich ergeben sich schreckliche Zusammenhänge. Ein kleines Mädchen hält den Druck im Heim nicht mehr aus, versucht wegzulaufen und wird von anderen Kindern, die eine Art Mobbingsystem aufgebaut haben, in einem Weltkriegsbunker eingesperrt. Als Hanna und ihre Freunde die Kleine gerade noch retten können, kommt ein schauriges Verbrechen aus den letzten Kriegstagen ans Tageslicht, das mit einem Mal alles verändert. - Ein etwas langatmiger und in vielen Momenten zu konstruiert wirkender Roman, der sich kritisch mit den Erziehungsmethoden früherer Jahrzehnte und den Nachwirkungen der NS Zeit auseinandersetzt.

Josef Schnurrer

Josef Schnurrer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Gezeitenkinder

Gezeitenkinder

Luise Diekhoff
Heyne (2023)

399 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 613145
ISBN 978-3-453-27353-5
9783453273535
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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