Beautiful things
Hunter Biden, der jüngste Sohn des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden, legt in seiner Autobiografie zwei thematische Schwerpunkte. Zum einen, die Beziehung zu seinem 2015 an einem Hirntumor verstorbenen Bruder Beau. Zum anderen seine nach mehreren Anläufen überwundenen Suchtkrankheiten, vornehmlich an Alkohol und Crack. Kollateralschäden wie Scheidung, Entfremdung von Freunden, Geschäftspartnern und der Familie sowie gesundheitliche Probleme werden ausführlich geschildert. Der Erzählton ähnelt einer Konversation, bei welcher der Leser notgedrungen in der Rolle des stillen Zuhörers verbleibt. Die traurig-selbstkritische Lebensbeichte von Hunter Biden erzeugt ein hohes Maß an Mitgefühl. Gerade die Beschreibung der Drogenexzesse wirken beim Leser lange nach; schonungslos werden Schmerz, Selbstekel und die Hässlichkeit der Crack-Sucht geschildert. Die Stellen zu Joe Biden sind respektvoll-anerkennend; vielleicht hätten sich Sohn und Vater beiderseits mehr Nähe zum anderen gewünscht, aber man spürt einen letzten, wohl unüberwindbaren Graben. Die kritischen Einlassungen zu Donald Trump darf der Leser getrost als Solidarität innerhalb der Familie einordnen. Ein anrührendes Buch, das sich von vergleichbaren Autobiografien qualitativ deutlich abhebt.
Werner Wagner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Beautiful things
Hunter Biden ; aus dem Englischen von Gregor Hens [und zwei weiteren]
Hoffmann und Campe (2021)
269 Seiten : Illustration
fest geb.